Zu Beginn eines jeden Jahres: wenn die Bäume kahl sind, im Gebirge Schnee liegt und die Luft trocken ist, kommt das Geheul deutscher Opfer im 2. Weltkrieg auf. Dresden, Chemnitz und Magdeburg waren und sind Symbole für Opfermythos und Geschichtsrevisionismus. Da die AFD sich mittlerweile in bester Tradition übt, hofiert sie mit einem völkischen Gejammer nach dem anderen. Neulich auch – in einer etwas anderer Art – in der erzgebirgischen Kreisstadt:

Worum geht es konkret?

In Annaberg-Buchholz spielt sich ja so einiges ab. So auch die Anekdote von Günter Schulz, wohnhaft auf der Lindenstraße und Rentner. Schulz wurde Opfer eines körperlichen Angriffes. So hat ihn – laut seiner Aussage – ein Iraker überfallen, bewusstlos geschlagen und ist danach geflohen. Dem voraus ging seinerseits die völkische Parole „Deutschland den Deutschen“. Der Grund dafür war, weil sich der Täter sich mit zwei weiteren Personen „in einer Lautstärke […] ausländisch unterhalten [hätten], dass man denkt, man [sei] i[n] fremden Land[e].“[1]

Sowas kommt von sowas:

Einen Menschen mit körperlicher Gewalt zu entgegnen sehen wir nicht als politisches Mittel. Dies ist, war und bleibt unser grundsätzlicher Diskurs. Dennoch muss die öffentliche Darstellung des Vorfalls auf die Vita der Person Günter Schulze bezogen werden. Der 75-jährige Rentner fällt neben seinem nationalistischen Fetisch zu internationalen Fußball-Events besonders durch rassistische und völkische Zwischenfälle auf. Schon häufig wurden ausländisch aussehende Menschen verbal attackiert. Parolen wie „Deutschland den Deutschen“ – die Schulz ganz unverfroren vor Kamera wiederholt – ebenen nicht nur den gesellschaftlichen Rückhalt physischer Angriffe auf Asylbewerber_innen. Vielmehr sind diese Worte an sich schon psychische Gewalt, die den Traum eines reinen weißen und arischen Deutschlands beinhalten. Somit ist die Tat als Ende einer Eskalationsspirale und nicht als Ursprung zu sehen.

Aber, aber … kriminelle Ausländer.

Im Video lamentiert Schulz weiter vom Strafmaß des Beschuldigten. Dem Angreifer wurde auf Aussicht gestellt seine Strafe finanziell absetzen zu können. Dies ist für den Rentner zu viel, stärkt aber gleichzeitig auch, dass weder die AFD noch ihre Wählerschaft demokratisches oder juristisches Verständnis pflegen. Wer das Asylrecht, ein Menschenrecht, welches im Grundgesetz verankert ist, aufgrund von einem leichter Körperverletzung ausheben möchte, ist offenkundig undemokratisch. Wir bleiben aber dabei – das Problem heißt Rassismus.

Wer sich diesen Blödsinn dennoch in Farbe ansehen will, geht folgendem Link nach:
https://m.facebook.com/story.php?story_fbid=1655510307851814&id=706758859393635

[1] Zitat wurde stark verändert, da Schulz anscheinend selber kein fehlerfreies Deutsch spricht.